Risiken im Fokus der BaFin
"In der alljährlichen Veröffentlichung „Risiken im Fokus 2025“ identifiziert die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine Reihe entscheidender Risiken, die den Finanzsektor im kommenden Jahr beeinflussen werden. Diese umfassen Korrekturen an den Immobilien- und internationalen Finanzmärkten, erhöhte Kreditrisiken bei deutschen Unternehmen, sowie die Bedrohungen durch Cyberangriffe, Mängel in der Geldwäscheprävention und Risiken durch IT-Auslagerungskonzentrationen. Die Publikation zielt darauf ab, die Banken auf die proaktive Handhabung dieser Risiken vorzubereiten und deren Resilienz zu stärken, um sowohl die institutionelle Stabilität als auch die Compliance-Anforderungen zu sichern. Hierfür fordert die BaFin eine erhöhte Wachsamkeit und eine adaptive Risikomanagementstrategie, die es ermöglicht, schnell auf sich ändernde Umstände zu reagieren und regulatorische sowie operative Herausforderungen effektiv zu meistern."

Sechs Hauptrisiken
Risiken aus Korrekturen an den Immobilienmärkten
Nach Jahren stetiger Preissteigerungen auf den Immobilienmärkten hat sich die Situation seit 2022 grundlegend verändert. Immobilienpreise sind rückläufig, was zunächst positive Effekte auf die Finanzstabilität haben kann, da Überbewertungen korrigiert werden. Gleichzeitig besteht jedoch das Risiko, dass kurzfristig die Ertragslage der Kreditinstitute belastet wird, insbesondere wenn diese nicht ausreichend diversifiziert sind und in kritische Marktsegmente investiert haben.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Markt für Gewerbeimmobilien, der von signifikanten Preisrückgängen und einem Rückgang des Neugeschäfts geprägt ist. Insbesondere bei Büro- und Einzelhandelsimmobilien setzt sich der Preisverfall fort, bedingt durch veränderte Konsumgewohnheiten und den Trend zum Online-Handel.
Die Kreditqualität auf dem Gewerbeimmobilienmarkt dürfte sich in den kommenden Jahren weiter verschlechtern, was durch eine sichtbar erhöhte NPL-Quote (Non-Performing Loans) und eine Abwertung der Kreditsicherheiten aufgrund steigender Zinsen zeigt.
Für den Wohnimmobilienmarkt hat sich in 2024 dagegen ein Rückgang der Risiken gezeigt. Der Markt hat sich nach den Zinserhöhungen und der Inflation der Vorjahre stabilisiert. Die Kreditvergabe stieg um 22 % gegenüber 2023, und die Immobilienpreise zogen leicht an, besonders in den größten Städten. Bestandsimmobilien verteuerten sich stärker als Neubauten, da steigende Baukosten die Nachfrage nach Neubauten dämpften. Die Kreditvergabestandards wurden leicht verschärft, doch Verlustraten und Wertberichtigungen blieben moderat. Der Markt profitiert von einem Nachfrageüberhang, niedrigeren Hypothekenzinsen und steigenden Reallöhnen. Eine anhaltende Stabilisierung hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung und der Arbeitsmarktlage ab.
Die BaFin stärkt seit 2023 mit Kapitalpuffern die Widerstandsfähigkeit des Bankensystems gegenüber Immobilienmarktrisiken. Sie beobachtet die Risikolage genau und passt Maßnahmen bei Bedarf an. 2025 wird sie weiterhin Kreditinstitute mit hohen Gewerbeimmobilien-Bestand eng begleiten, Querschnittsanalysen durchführen und Werthaltigkeitsprüfungen intensivieren. Besonders risikobehaftete Institute unterliegen Sonderprüfungen. Zudem untersucht die BaFin das Kapitalanlageverhalten von Versicherern und Pensionskassen und prüft auffällige Unternehmen gezielt. In der Bilanzkontrolle stehen 2025 die Werthaltigkeit von Vermögenswerten und Immobilienportfolios im Fokus. Auch Publikum-Fonds mit besonderer Liquiditätssituation werden weiter intensiv beaufsichtigt.
Risiken aus signifikanten Korrekturen an den internationalen Finanzmärkten
Die BaFin hebt für 2025 potenzielle Risiken aus Korrekturen an den internationalen Finanzmärkten hervor. Trotz Phasen hoher Volatilität 2024 blieben die Märkte stabil. Für 2025 könnten geopolitische Spannungen, hohe Staatsschulden und wirtschaftliche Unsicherheiten zu Marktverwerfungen führen. Die EZB und die US-Notenbank senkten ihre Zinsen 2024, was zu Bewertungsgewinnen bzw. einer Reduktion der stillen Lasten führte.
Ein Markteinbruch im August 2024 wurde durch die Rückabwicklung von Carry Trades nach einer Zinserhöhung in Japan verstärkt.
Eine hohe globale Staatsverschuldung stellt ein Risiko für das Finanzsystem dar, da gestiegene Zinsen die Finanzierungskosten erhöhen. Besonders hoch verschuldete Staaten sehen sich mit höheren Ausfallrisiken und sinkender Bonität konfrontiert, was zu steigenden Risikoprämien führt. 2024 betraf dies auch Staaten der Eurozone. Falls Zweifel an der Schuldentragfähigkeit der USA aufkommen, könnten deren Staatsanleihen unter Druck geraten. Starke Marktverwerfungen könnten deutsche Banken und Versicherer durch internationale Verflechtungen belasten.
Die Zeitwerte von Anleihen stabilisierten sich 2024 auf niedrigem Niveau, während langfristige Anleihen ab dem dritten Quartal leicht an Wert gewannen. Dennoch bestehen Kursrisiken, da Banken und Sparkassen hohe Anleihebestände halten. Ein Stresstest der LSIs (Less Significant Institute) zeigte, dass Marktwertverluste zu einem Kapitalverzehr von 2,5 Prozentpunkten führen könnten.
Die Aktienmärkte erreichten 2024 neue Höchststände. Ein Einbruch könnte Banken und Versicherer treffen, doch ihr Aktienanteil ist gering. Der LSI-Stresstest 2024 zeigte, dass Kursrückgänge die Kapitalausstattung der Banken nur gering beeinflussten.
Nichtbank-Finanzintermediäre (NBFIs) wie Asset Manager und Versicherer gewinnen weiter an Bedeutung und stellen mittlerweile rund 40 % der Finanzierung der Realwirtschaft im Euroraum bereit. Ihr Anteil an finanziellen Aktiva ist seit der Finanzkrise stark gestiegen. Gleichzeitig bestehen Risiken durch hohe Verschuldung und abrupte Liquiditätsabflüsse, insbesondere bei offenen Fonds. Zudem könnten algorithmischer Handel und KI-gesteuerte Prozesse Ansteckungseffekte im Finanzsystem verstärken.
Die BaFin identifiziert Institute mit hohen Finanzmarktrisiken, bewertet deren Engagements und begleitet diese bei Notwendigkeit. Sie arbeitet in globalen Aufsichtsgremien an einer besseren Regulierung des NBFI-Sektors. Zudem begleitet sie Kapitalverwaltungsgesellschaften bei der Implementierung von Liquiditätsmanagement-Tools gemäß neuer EU-Vorgaben. Für Lebensversicherer entwickelt sie ihre Solvency-II-Prognoserechnung weiter, um Kapitalmarktrisiken besser bewerten zu können.
Risiken aus dem Ausfall von Krediten an deutsche Unternehmen
Die BaFin identifiziert 2025 wachsende Risiken aus dem Ausfall von Unternehmenskrediten. Während die deutsche Wirtschaft 2024 leicht schrumpfte, wird für 2025 nur ein moderates Wachstum erwartet. Damit ist zu erwarten, dass die Zahl notleidender Kredite steigt, insbesondere in energieintensiven und geopolitisch belasteten Branchen. Der Bankensektor ist grundsätzlich stabil, aber Institute mit geringen Eigenkapitalpuffern sind anfälliger. Der LSI-Stresstest der BaFin zeigte, dass LSIs zwar widerstandsfähig sind, aber bei einem wirtschaftlichen Abschwung unter Druck geraten könnten.
Die BaFin stärkt mit einem antizyklischen Kapitalpuffer die Widerstandsfähigkeit der Banken. Sie begleitet gezielt Institute mit hohen Risiken in konjunktur- oder geopolitisch sensiblen Branchen. Zudem intensiviert sie Sonder- und Werthaltigkeitsprüfungen im Kreditgeschäft. Die Entwicklung des Private-Debt-Markts und das Risikomanagement alternativer Kapitalanlagen werden 2025 genauer analysiert, insbesondere bei Versicherern und Pensionskassen. Grundlage dafür ist eine Erhebung aus 2024, die auffällige Unternehmen identifiziert hat.
Risiken aus Cyber-Attacken mit gravierenden Auswirkungen
Die BaFin sieht Cyber-Vorfälle als eine wachsende Bedrohung für den Finanzsektor, verstärkt durch Digitalisierung und geopolitische Spannungen. Laut BSI war die Bedrohungslage 2024 so hoch wie nie zuvor
Cyberangriffe können IT-Systeme und kritische Finanzinfrastrukturen massiv beeinträchtigen. Besonders Ransomware-Angriffe, DDoS-Attacken und Datenlecks gefährden Banken und Versicherer, da sie Geschäftsprozesse lahmlegen und zu hohen finanziellen Schäden führen können. Die Vernetzung der Finanzakteure erhöht zudem das Risiko von Kettenreaktionen und Systemausfällen.
Die Cyber-Bedrohung hat sich 2024 weiter verschärft. Fast 20 % aller globalen Cyber-Vorfälle der letzten 20 Jahre betrafen Finanzunternehmen, mit Schäden von fast 12 Milliarden US-Dollar. Durch neue Angriffstechniken und steigende geopolitische Spannungen bleibt das Finanzsystem besonders verwundbar.
Ein besonderes Risiko ergibt sich aus der Abhängigkeit vieler Finanzinstitute von wenigen IT-Dienstleistern. Cyberangriffe auf diese zentralen Dienstleister könnten weitreichende Auswirkungen haben, da sie oft kritische Funktionen für zahlreiche Unternehmen bereitstellen. Ein erfolgreicher Angriff kann somit nicht nur einzelne Banken, sondern ganze Marktsegmente destabilisieren.
Die BaFin fungiert durch DORA als Melde-Hub für Cyber-Vorfälle im Finanzsektor und erstellt ein laufendes Cyber-Lagebild. Ab 2025 wird sie mit europäischen Behörden das Systemic Cyber Incident Coordination Framework (EU-SCICF) implementieren, um die Reaktion auf kritische Angriffe zu verbessern. Ein Cyber-Roundtable wurde eingerichtet, um den Austausch mit Finanzunternehmen zu intensivieren. Zudem organisiert die BaFin Krisenübungen und prüft Penetrationstests. Sie engagiert sich im Nationalen Cyber-Abwehrzentrum (NCAZ) und untersucht die Entwicklung des Cyber-Versicherungsmarktes.
Risiken aus unzureichender Geldwäscheprävention
Die BaFin betrachtet unzureichende Geldwäscheprävention weiterhin als erhebliches Risiko für den Finanzsektor. Besonders das geopolitische Umfeld erfordert erhöhte Wachsamkeit. Die BaFin beaufsichtigt über 9.400 Verpflichtete, darunter Banken, Wertpapierinstitute und Versicherer, die Maßnahmen zur Geldwäscheprävention umsetzen müssen. Besondere Aufmerksamkeit gilt Zahlungsinstituten und Kryptodienstleistern. Verpflichtete müssen Verdachtsfälle der Financial Intelligence Unit (FIU) melden.
Das Risiko der Terrorismusfinanzierung ist durch internationale Krisenherde gestiegen. Finanztransfers aus legalen Quellen in kriminelle Netzwerke erfordern gezielte Präventionsmaßnahmen. Verpflichtete müssen Risiken klar von Geldwäsche unterscheiden und Transaktionen kritisch hinterfragen, insbesondere bei Barzahlungen oder ungewöhnlichen Transfers.
Aufgrund der geopolitischen Konflikte gewinnt das Zahlungsverfahren Hawala an Bedeutung: Hawala ist ein informelles, nicht reguliertes Zahlungssystem, das auf Vertrauen basiert und staatliche Finanzaufsicht umgeht. Transaktionen erfolgen ohne Belege, Konten oder Banken über sogenannte Hawaladare. Dadurch können hohe Geldbeträge unbemerkt über Grenzen hinweg transferiert werden, was das System anfällig für Terrorismusfinanzierung, Menschenhandel und andere kriminelle Aktivitäten macht.
Technologische Innovationen wie Kryptowährungen und virtuelle IBANs erhöhen potenziell das Geldwäscherisiko. Die neue europäische Geldtransferverordnung verschärft seit Dezember 2024 die Anforderungen für Kryptowertetransfers. Virtuelle IBANs erleichtern Zahlungsprozesse, können aber die Nachvollziehbarkeit von Transaktionen erschweren und Kundensorgfaltspflichten beeinträchtigen. Zudem können sie falsche Ländercodes erhalten, was zu regulatorischer Irreführung führt. Diese Entwicklungen erfordern eine verstärkte Aufsicht und präventive Maßnahmen.
Die BaFin fordert von Verpflichteten eine verbesserte Transaktionsüberwachung und plant 2025 mindestens 75 Sonderprüfungen. Sie analysiert das Risiko von Terrorismusfinanzierung bei Kredit- und Zahlungsinstituten und bereitet sich auf das künftige AMLA (Anti Money Laundering Authority)-Aufsichtsregime vor. Eine Feldanalyse soll die Nutzung von virtuellen IBANs bewerten, um risikoreiche Geschäftsmodelle zu identifizieren und Maßnahmen abzuleiten. Zudem prüft die BaFin Bezahlverfahren mit hohem Geldwäscherisiko und deren regulatorische Einstufung.
Risiken aus Konzentrationen bei der Auslagerung von IT-Dienstleistungen
Die BaFin sieht Konzentrationsrisiken bei der Auslagerung von IT-Dienstleistungen als wachsendes Problem im Finanzsektor. Besonders Cloud-Anbieter gewinnen an Bedeutung, was einerseits die Effizienz steigert, andererseits aber auch Verwundbarkeiten erhöht. Eine Störung bei wenigen zentralen Dienstleistern könnte massive Auswirkungen auf viele Finanzinstitute haben. Weiterverlagerungen innerhalb der Dienstleisterketten verschärfen das Risiko zusätzlich.
Mehr als die Hälfte der beaufsichtigten Finanzunternehmen kann ihre ausgelagerten IT-Dienstleistungen nicht selbst erbringen. Zwei Drittel dieser Unternehmen sehen zudem kaum Möglichkeiten, auf alternative Anbieter zu wechseln. Besonders häufig werden Datenspeicherung, Anwendungsdienste und Softwareentwicklungsservices ausgelagert.
Die Konzentration von IT-Dienstleistern im Finanzmarkt birgt geopolitische Risiken, besonders bei Anbietern außerhalb Europas. Sanktionen, protektionistische Maßnahmen oder politische Unruhen könnten den Zugang zu kritischen IT-Services gefährden. Der Wechsel zu Alternativanbietern wäre oft nicht möglich. Ansätze wie „Sovereign Cloud“ bieten eine gewisse Datensouveränität, eliminieren geopolitische Risiken jedoch nicht vollständig.
Die BaFin überwacht IT-Auslagerungen im Finanzsektor, um operationelle Resilienz zu stärken. Seit 2022 erhebt sie Daten zu wesentlichen Auslagerungen, bisher über 24.000 Fälle. Diese Analysen helfen, Konzentrationen und Abhängigkeiten von IT-Dienstleistern zu erkennen. Besonders Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Kapitalverwaltungsgesellschaften sind stark vernetzt. Ziel ist es, Risiken durch schwer ersetzbare Anbieter, Datenschutzfragen und zeitkritische Prozesse frühzeitig zu identifizieren und die Stabilität des Finanzmarktes zu sichern.
Bedeutende Trends
Zusätzlich zu den sechs Hauptrisiken ist es entscheidend, dass beaufsichtigte Unternehmen langfristige Trends angemessen berücksichtigen. Dazu gehören insbesondere die Digitalisierung, geopolitische Veränderungen und Nachhaltigkeit.
Digitalisierung
Die BaFin hebt die Chancen und Risiken der Digitalisierung im Finanzsektor hervor. Finanzunternehmen setzen verstärkt auf Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinelles Lernen (ML), insbesondere generative KI. Der Fokus liegt auf der internen Nutzung, etwa durch GPT-basierte Chatbots, Dokumentenaufbereitung und Coding-Assistenzsysteme. Banken und Versicherer nutzen ML für Geldwäscheprävention, Betrugserkennung und Backoffice-Prozesse. In der Wertpapierbranche optimiert KI den Handel, die Beratung und das Risikomanagement. Der Kundenkontakt mit generativer KI bleibt bisher begrenzt. Der Einsatz von KI birgt Risiken wie mangelnde Erklärbarkeit und potenzielle Verzerrungen („Bias“), die zu Diskriminierung führen können. Dies erhöht Haftungs- und Reputationsrisiken für Unternehmen. Zudem entstehen Abhängigkeiten von wenigen großen Cloud- und KI-Anbietern, was die Marktkonzentration verstärkt. KI kann außerdem zu Herdenverhalten führen, wenn automatisierte Handelsstrategien ähnliche Entscheidungen begünstigen. Dies könnte systemische Risiken für die Finanzstabilität erzeugen.
Der Kryptomarkt erholte sich 2024 nach früheren Skandalen, angetrieben durch den Bitcoin-Kursanstieg und neue regulatorische Entwicklungen in den USA. Die Marktkapitalisierung verdoppelte sich, mit Bitcoin als dominierendem Wert, der ein neues Allzeithoch erreichte. Liquidity-Staking und die Tokenisierung traditioneller Finanzinstrumente gewannen an Bedeutung. Trotz hoher Handelsvolumina bestand Ende 2024 keine systemische Gefahr für den deutschen Finanzmarkt.
Die BaFin fördert den Austausch zu digitalen Innovationen im Finanzsektor durch den FinTech-Dialog und „BaFin Pop-Up Embassies“, die Start-ups regulatorische Informationen bieten. Sie analysiert den KI- und ML-Einsatz in der Branche und formuliert darauf basierend ihre Erwartungshaltung. Zudem beobachtet sie Entwicklungen in innovativen Zahlungssystemen, einschließlich tokenisiertem Geschäftsbankengeld, Stablecoins und digitalem Zentralbankgeld, um regulatorische Herausforderungen frühzeitig zu erkennen.
Nachhaltigkeit
ESG-Risiken bleiben für Finanzunternehmen auch 2025 relevant, insbesondere durch den Klimawandel und physische Risiken. Die BaFin fokussiert sich darauf, wie beaufsichtigte Unternehmen mit diesen Herausforderungen umgehen und wirksame Maßnahmen zur Risikobegrenzung umsetzen.
Der Klimawandel beeinflusst die Finanzbranche über zwei Hauptkanäle: physische Risiken, die aus Extremwetterereignissen resultieren und Kreditportfolien sowie Versicherungsleistungen belasten, und transitorische Risiken, die sich aus regulatorischen Anpassungen und Marktveränderungen ergeben. Ein Beispiel ist das Gebäudeenergiegesetz, das Immobilienbewertungen beeinflusst und damit Sicherheiten im Kreditgeschäft verändert. Beide Risikotypen nehmen durch fortschreitende Klimaveränderungen weiter zu.
Der Stresstest 2024 und eine BaFin-Umfrage zeigen, dass LSIs und Versicherer ESG-Risiken bereits in ihre Risikoinventur aufnehmen. Allerdings sehen Banken bislang keinen wesentlichen Einfluss auf ihre wesentlichen Risikoarten.
Die BaFin untersucht verstärkt physische Klimarisiken im Finanzsektor, insbesondere für Banken und Versicherer mit hohen Umweltabhängigkeiten. Fortschritte im Risikomanagement sind erkennbar, doch Herausforderungen bestehen, etwa bei der Nutzung granularer Daten und der Bewertung von Naturgefahren. Banken stehen hier noch am Anfang, und ESG-Scores haben oft begrenzte Aussagekraft. Zudem erschwert die Risikotransferkette zwischen Banken, Versicherern und Kapitalmärkten die Nachvollziehbarkeit der tatsächlichen Risikoträger.
Greenwashing bleibt ein Risiko, da klare Definitionen für Nachhaltigkeitseigenschaften fehlen. Investitionen in umstrittene Bereiche wie Rüstungsgüter sollten transparent gemacht werden. Eine BaFin-Analyse zeigte, dass viele vorvertragliche Nachhaltigkeitsinformationen unverständlich formuliert sind. ESG-Ratings bewerten oft nur finanzielle Klimarisiken, nicht die tatsächlichen Nachhaltigkeitsbemühungen eines Unternehmens. Finanzmarktteilnehmer sollten diese Ratings kritisch hinterfragen und deren Aussagekraft verstehen.
Die BaFin wird 2025 ihre Analysen zu physischen und transitorischen Klimarisiken vertiefen. Des Weiteren soll geprüft werden, wie beaufsichtigte Unternehmen physische und transitorische Klimarisiken in ihre Risikoinventur integrieren. Sie überprüft außerdem die Umsetzung der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) und neue Nachhaltigkeitsberichtsrichtlinien (CSRD). Zudem prüft sie Maßnahmen gegen Greenwashing, insbesondere bei Wertpapieremissionen. Die BaFin setzt sich für eine vereinfachte ESG-Regulierung ein und analysiert Klimarisiken im Immobiliensektor.
Geopolitische Umbrüche
Geopolitische Spannungen verursachen wirtschaftliche Belastungen wie steigende Energiepreise und gestörte Lieferketten. Diese Entwicklungen verschärfen bestehende Finanzrisiken, insbesondere Kredit- und Liquiditätsrisiken, da Deutschland stark in den Welthandel integriert ist. 2024 verstärkten sich protektionistische und isolationistische Tendenzen weltweit. Der Finanzsektor ist durch seine internationale Vernetzung besonders anfällig für geopolitische Schocks. Die BaFin beobachtet diese Entwicklungen genau, um potenzielle Risiken frühzeitig zu identifizieren.
Geopolitische Konflikte verlagern sich zunehmend in den Cyber-Raum, mit staatlich gesteuerten Angriffen auf Finanzinstitute und kritische Infrastruktur. Falschmeldungen über soziale Medien dienen der Desinformation. Zudem besteht die Gefahr, dass Staaten Cloud-Anbieter und Zahlungsdienstleister beeinflussen, was im Ernstfall zu massiven Störungen im internationalen Zahlungsverkehr und Datenfluss führen könnte. Diese Entwicklungen erhöhen die Risiken für die Stabilität des Finanzsystems.
Geopolitische Umbrüche können den Finanzsektor direkt durch Cyber-Angriffe, Sanktionen oder Liquiditätsrisiken treffen. Unternehmen müssen Sanktionen einhalten, was Auswirkungen auf ausgelagerte Prozesse haben kann. Indirekte Effekte wie Marktvolatilität oder Wertverluste von Aktiva sind schwer prognostizierbar, aber potenziell gravierend. Ein solides Risikomanagement und Szenario-Analysen sind essenziell.
Geopolitische Spannungen treiben strukturelle Anpassungen voran, wie De-Risking und De-Coupling, um Abhängigkeiten zu reduzieren. Dies kann mittelfristig die Widerstandsfähigkeit gegen geopolitische Schocks stärken. Gleichzeitig entstehen neue Risiken, da Handels- und Investitionsströme sich auf weniger Länder konzentrieren, was die Risikodiversifikation verringern und langfristig die Finanzstabilität belasten kann.
Die BaFin analysiert fortlaufend geopolitische Entwicklungen und deren potenzielle Auswirkungen auf die Finanzbranche. Sie untersucht, ob beaufsichtigte Unternehmen eine hohe Kreditkonzentration in geopolitisch sensiblen Regionen oder Industrien aufweisen. Dabei berücksichtigt sie Risiken durch Sanktionen, Terrorereignisse oder Störungen in Lieferketten. Ziel ist es, frühzeitig potenzielle Finanzstabilitätsrisiken zu erkennen und zu bewerten.
Schlussfolgerung
Die von der BaFin identifizierten Risiken und Trends für 2025 sind wenig überraschend, ermöglichen jedoch, dass Finanzinstitute sich auf möglichen Prüfungsinhalte vorbereiten können. Unternehmen sollten frühzeitig Maßnahmen ergreifen, um ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken und auf potenzielle Prüfungen vorbereitet zu sein.
Um regulatorische Anforderungen effizient zu erfüllen und Prüfungen erfolgreich zu bestehen, profitieren Banken von einer strukturierten Herangehensweise: Eine Gap-Analyse zur Identifikation von Schwachstellen, gefolgt von einer Priorisierung der Maßnahmen nach Schweregrad und einer gezielten Umsetzung, um regulatorische Konformität sicherzustellen und betriebliche Risiken zu minimieren.
Advisense unterstützt Banken in diesem Prozess mit tiefgehender Branchenexpertise und einem praxisnahen Ansatz. Durch unsere Beratung erhalten Banken eine klare Einschätzung ihrer Handlungsbedarfe, eine strukturierte Planung der notwendigen Maßnahmen und eine effektive Umsetzung, um sich optimal auf die aufsichtsrechtlichen Anforderungen vorzubereiten. So lassen sich nicht nur regulatorische Vorgaben erfüllen, sondern auch die Widerstandsfähigkeit gegenüber externen Schocks gezielt verbessern.
